Gemeinsamer Workshop von IKW und TEZ: Antisemitismus in und aus der Türkei – Teil II
Gefördert von der Sozialbehörde und der Landeszentrale für Politische Bildung, findet am 20. und 21. November 2021 im Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg der gemeinsame Workshop von IKW und TEZ „Antisemitismus in und aus der Türkei – Teil II“ statt.
Teilnahme unter 2-G-Bedingungen und nur nach vorheriger Anmeldung an: gegen-antisemitismus@ikw-hamburg.de
Antisemitismus ist in der Türkei ein weit verbreitetes Phänomen: Mein Kampf avancierte zum Bestseller, Regierungspolitiker verbreiten antisemitische Verschwörungstheorien, beliebte Unterhaltungsserien im Fernsehen tragen Antisemitismus in türkische Wohnzimmer, Schulen, Universitäten und Kulturfestivals werden nach antisemitischen Autoren (wie Necip Fazıl Kısakürek) benannt… Über Filme und Medien aus der Türkei sowie vor allem über das Internet erreichen diese antisemitischen Inhalte auch die Bundesrepublik und hier lebende Menschen.
Doch die hiesige Debatte(n) über den „Antisemitismus in der Migrationsgesellschaft“ und „den“ islamischen Antisemitismus sind häufig mehr von pauschalen Einordnungen als von Sachkenntnis geprägt. Während die eine Seite dazu neigt, Antisemitismus als vorrangig „muslimisches Problem“ zu betrachten und damit gern vom Antisemitismus der Mehrheitsgesellschaft ablenkt, betonen andere die Toleranz, die Juden in der Geschichte unter dem Islam genossen. Historische sowie aktuelle Kontexte und Bedingungen und die Vielschichtigkeit des Problems werden in der stark ideologisierten Debatte gern ausgeblendet.
Das gemeinsames Projekt Antisemitismus in und aus der Türkei der Interkulturellen Werkstatt e.V. mit dem TürkeiEuropaZentrum soll dazu beitragen, diese Wissenslücke zu füllen und die Debatte zu versachlichen.
Auf Workshops mit MultiplikatorInnen werden WissenschaftlerInnen verschiedener Disziplinen einen Einblick in die sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen von Antisemitismus in der Türkei geben und die für den türkischen Antisemitismus wesentlichen Topoi erläutern.
Ein erster Workshop, gefördert aus dem Programm „Aktiv für Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit“ fand im April 2021 digital statt.
Ein zweiter Workshop – der erste Tag wiederum gefördert aus dem Programm „Aktiv für Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit“ über die Sozialbehörde, die Veranstaltung am zweiten Tag gefördert von der Landeszentrale für Politische Bildung, findet am 20. und 21. November 2021 im Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg statt.
Themen unter anderem:
- Muster und Erscheinungsformen des modernen Antisemitismus // Vorstellung verschiedener Antisemitismustheorien
- Entstehung und Erstarken des Antisemitismus in nationalistischen und islamistischen Kreisen in er Zeit nach dem 2. Weltkrieg (dem Beginn des Mehrparteiensystems in der Türkei)
- Necip Fāzıl Kısakürek – ein glühender Antisemit dieser Zeit, der bis heute breit rezipiert wird
- Nationalistische u. antisemitische Sicht auf Juden und andere Nichtmuslime in der Linken als Teil des Antiimperialismus und „linksnationaler Wirtschaftstheorien) (z.B. bei Doğan Avcıoğlu)
- Antisemitismus in der populistischen Sprache der AKP am Beispiel der Kampagne gegen Osman Kavala /und Soros, sowie auch in der Rhetorik über „Schwarz- und Weißtürken“)
- Kurdenfrage und Antisemitismus: Anti-semitische Einstellungen in der kurdischen Bewegung UND antisemitische Unterstellungen in der Hetze gegen Kurden
- israelbezogener Antisemitismus
- Das Judenbild des Diyanet İşleri Başkanlığı (oberste Religionsbehörde in der Türkei) und in religionswissenschaftlichen Zeitschriften der İlahiyat-Fakultäten (theologischen Fakultäten)
- Antisemitismus in türkischen Medien, insbesondere auch in hier verbreiteten Medien.
Die Vorträge und weitere Beiträge sollen dann gemeinsam mit der Hamburger Landeszentrale für Politische Bildung in einem Buch als „Handreichungen“ zum Thema veröffentlicht werden.