Corry Guttstadt: Zwischen Aufbruch und Verfolgung
Migrationsgeschichten türkischer Juden im 20. JahrhundertHerausgeber: ikw e.V.
Assoziation A, erscheint Mai 2021, 256 Seiten
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Corry Guttstadt: Zwischen Aufbruch und Verfolgung – Migrationsgeschichten türkischer Juden im 20. Jahrhundert
Die erste Generation türkischer Migranten in Deutschland und Europa war mehrheitlich jüdisch: Etwa 25.000 Juden aus der Türkei lebten während der Zwischenkriegszeit in Paris, Berlin, Mailand, Brüssel und zahlreichen anderen Städten Europas.
Mit Optimismus waren sie in die „neue Welt“ aufgebrochen. Ihre Lebensgeschichten zeugen von der Energie und dem Mut dieser Migrantengeneration. Das Spektrum ihrer Berufe reichte vom Straßenhändler bis zum Ingenieur, vom Textilarbeiter bis zum Opernsänger und vom Teppichstopfer bis zum Schriftsteller. In ihren neuen Aufenthaltsländern gründeten sie eigene Gemeinden und Synagogen und riefen kulturelle und soziale Vereinigungen ins Leben. Für die kurze Zwischenkriegszeit wurden die Gemeinden in Europa – vor allem in Paris – zu einem neuen pulsierenden Zentrum jüdischen Lebens, zum Ort sephardischer Kulturproduktion.
Doch der Nationalsozialismus löschte diese Welt aus. Die in Europa lebenden türkischen Juden wurden Opfer der deutschen Judenverfolgung: Tausende von ihnen wurden inhaftiert und in die Vernichtungslager deportiert und ermordet. Andere konnten untertauchen, nach Lateinamerika fliehen oder schlossen sich dem Widerstand an.
Die in dem Band versammelten Lebensgeschichten vermitteln sowohl einen Einblick in die Geschichte der Juden in der Türkei als auch in die Vielfalt ihrer Lebens- und Migrationswege und erinnern an ihre Verfolgungsgeschichte unter dem Nationalsozialismus. Die Biografien eröffnen damit eine neue Perspektive auf türkische Migration und jüdische Geschichte in Deutschland.
Corry Guttstadt, Wege ohne Heimkehr – Die Armenier, der Erste Weltkrieg und die Folgen
Unter Mitarbeit von Seyda Demirdirek und Elke HartmannHerausgeber: ikw e.V.
Assoziation A, 2014, 204 Seiten
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Corry Guttstadt: Wege ohne Heimkehr – Die Armenier, der Erste Weltkrieg und die Folgen
»Dies ist ein Weg, von dem es keine Heimkehr gibt«, notierte Armin T. Wegner im November 1915 in Ras al-Ayn im heutigen Nordsyrien. Wegner, der 1915-1916 als Sanitätssoldat der osmanischen Armee Augenzeuge des Völkermords an den Armeniern wurde, beschrieb mit seinem Tagebucheintrag das Los der vielen Hunderttausend Deportierten, die der sichere Tod erwartete.
Doch eine Heimkehr gab es auch für die meisten Überlebenden nicht. Nicht für Zabel Yesayan, eine der wichtigsten armenischen Schriftstellerinnen und engagierten Frauenrechtlerinnen ihrer Epoche, die sich der Deportation durch Flucht entzogen hatte, der die Erinnerung an den Ort ihrer Kindheit aber ein geistiger Zufluchtsort blieb. Nicht für den Lehrer Hagop Mintzuri, der zeitlebens nicht in das Dorf zurückkehrte, aus dem seine Frau, seine vier Kinder und alle anderen Angehörigen deportiert worden waren.
Ein Großteil der Texte thematisiert nicht den Völkermord selbst, sondern die Erinnerungen von ArmenierInnen an ihr Leben vor 1914 oder das Weiterleben im Exil bzw. in der Republik Türkei. Sie vermitteln einen Eindruck der vielfältigen Lebensrealitäten von Armeniern im Osmanischen Reich. Armenier nahmen aktiv Anteil am intellektuellen Aufschwung gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Ob Lyrik, Prosa oder Journalismus, von der Satire bis zum Theater, die armenische Literatur war ein entscheidender Bestandteil der osmanischen Literatur jener Epoche. In den Werken der armenischen AutorInnen drückt sich ihre Hoffnung und dann, angesichts der Ausgrenzung und Vernichtung ihres Volkes, ihre Verzweiflung aus, die sich ganz ähnlich dem deutsch-jüdischen Schreiben des frühen 20. Jahrhunderts in hellsichtiger Gesellschaftsanalyse und Satire Bahn bricht.
Eine Lizenzausgabe dieses Werks erschien 2015 auch bei der Bundeszentrale für Politische Bildung:
Schon 2013 veröffentlichte die ikw e.V. eine erste, knappere Version dieser Anthologie unter dem Titel Die auf den Weg ohne Heimkehr getrieben wurden