16.10. – Vortrag und Diskussion: Schingal (Sinjar) nach dem Genozid
mit Dr. Thomas Schmidinger
Der Genozid des IS an den Êzidî hat die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in der Schingal-Region des Iraq nachhaltig verändert. Anhaltende politische Spannungen, türkische Luftangriffe auf Stellungen lokaler Milizen aber auch der schleppende Wiederaufbau, haben dazu geführt, dass selbst zehn Jahre nach dem Genozid immer noch nicht alle Überlebenden zurückgekehrt sind.
Der Politikwissenschafter Thomas Schmidinger (University of Kurdistan Hawler und Universitaet Wien) hat in den letzten Jahren viel zu Schingal geforscht und publiziert. Er wird
einen Überblick über die politischen Entwicklungen seit dem Genozid bieten.
Mittwoch, den 16. Oktober 2024 | 18 Uhr, Ort: Werkstatt 3 | Saal | Nernstweg 32-34 22765 Hamburg
Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg
Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg
14.10. – Filmvorführung: My Paradise
Ein altes Klassenfoto führt den êzîdischen Regisseur Heydo 25 Jahre später zurück in seine Heimat Serêkaniyê (Ras el- Ain) im kurdischen Teil Nordsyriens. Das Foto bildet die
multiethnische Gesellschaft der Region aus Arabern, Kurden, Tschetschenen und Armeniern ab, die seit dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs in unterschiedliche ethnische und konfessionelle Lager gespalten ist. Nicht alle seiner Klassenkameraden findet Ekrem Heydo wieder – einer wurde getötet, andere flohen und ließen Besitz und Freunde zurück. Die Reise in die Vergangenheit wird zu einer Suche nach den Grundlagen des Zusammenlebens in einer politisch instabilen Region. So thematisiert der Film unter anderem auch die Unterstützung der islamistischen Milizionäre durch die Türkei, seit 2019 ist die Stadt von türkischen Kräften besetzt.
Ekrem Heydo wurde 1973 in Serêkaniyê, Nordsyrien geboren. 1995 kam er aus politischen Gründen nach Deutschland. Nach einer Ausbildung im Bereich Kamera und Schnitt absolvierte er ein Regiestudium. Seit 2006 lebt und arbeitet er in Berlin.
Montag, den 14. Oktober 2024 | um 19 Uhr, Ort: Metropolis-Kino | Kleine Theaterstraße 10, 20354 Hamburg
Lesung am 08. September: Keçên Rojê-Töchter der Sonne
mit Claudia Ruhs und Sebra Xaltî
Am dritten August 2014, nachts um zwei Uhr, greift der IS an. […]‘
Zwei Stunden können wir sie aufhalten – bis nach vier Uhr morgens!
Frauen und Kinder sind im Haus. Es ist alles noch dunkel.
Alle bereiten die Flucht vor. Wir bewegen uns nur ganz geduckt.
Auf allen Vieren ist unsere Großfamilie zusammen gekrochen und
hat gepackt. […]
Wer sich jetzt gerettet hat, ist gerettet.
Wer nicht, der wird umgebracht.
In ihrem Buch Keçên Rojê-Töchter der Sonne versammeln die Autorinnen Claudia Ruhs und Sebra Xaltî die Stimmen êzîdischer Frauen, die über Leben und Kultur in ihrer Heimat, den Überfall des IS, ihre Flucht, ihren Kampf ums Überleben und ihre Situation als Geflüchtete in Deutschland berichten. Die Herausgeberin Claudia Ruhs und die Übersetzerin und Beiträgerin Sebra Xaltî stellen das Buch vor und lesen Auszüge daraus vor.
Thematische Einführung: Irene Dulz (Autorin von: Die Yeziden im Irak, 2001)
Gesang: Simav Hussein: Simav Hussein ist eine bekannte kurdische Sängerin, die traditionelle kurdische Volkslieder mit eigener Interpretation vortragen wird
Sonntag 8. September 17.00 Uhr
Ort: dock europe (im fux) Bodenstedtstr. 16, Innenhof, Eingang A,
Veranstalter: ikw e.V. mit solidarischer Unterstützung von dock europe e.V.
Gefördert von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg
3.8.-29.8.2024 Fotoausstellung: Sinjar, My Soul, To You I Belong
Sinjar, My Soul, To You I Belong nimmt uns mit auf eine Reise in die Kultur und Religion der êzîdischen Gemeinschaft in Sinjar nach dem Völkermord. Tausende Menschen wurden 2014 ermordet, mehr als 400.000 Menschen mussten aus ihrer Heimat fliehen. Unter dem Eindruck der jüngsten Kriege in der Ukraine und Israel/Gaza ist das Schicksal der Êzîdinnen und Êzîden in der hiesigen Öffentlichkeit wenig präsent. Die Serie zeigt Eindrücke aus dem Alltag vor Ort und lässt Menschen zu Wort kommen, die an ihrer Heimat festhalten.
Die Ausstellung basiert auf der Zusammenarbeit der Fotografin Miriam Stanke mit dem Anthropologen Benjamin Raßbach im Frühling 2021.
Miriam Stanke ist freie Fotografin und Künstlerin. Neben ihren eigenen fotografischen und multi-medialen Projekten arbeitet sie für Magazine und Zeitungen sowie im Bildungsbereich. Sie lebt und arbeitet derzeit in Mannheim.
3. bis 29. August 2024, jeweils Do-So 16.00 – 20.00
Zu Gast in der Millerntorwache, Millerntorplatz 20, 20359 Hamburg
Musikalisches Gedenken mit Tayfun Guttstadt – Ney
Veranstaltung am 15. August 18.00, anlässlich des Jahrestages des Massakers im Dorf Kodscho
Room for arts@thoughts
3. August: Gedenken zum zehnten Jahrestag des Genozids an den Êzîdinnen und Êzîden
Am Morgen des 3. August 2014 überfallen Kämpfer des sogenannten „Islamischen Staats“ êzîdische Dörfer im Schingal. Dies war der Auftakt des Genozids: Wer nicht fliehen konnte, wurde getötet oder versklavt und vergewaltigt. Tausende Êzîdinnen und Êzîden wurden ermordet, mehr als 400.000 Menschen mussten aus ihrer Heimat fliehen. Über 6.000 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, verschleppte der IS, über 2.000 von ihnen befinden sich heute noch immer in der Gewalt der Islamisten.
Am Samstag, den 3. August 2024 – dem zehnten Jahrestag dieses Genozids –
treffen wir uns zum Gedenken
um 16.00 Uhr vor dem Hamburg-Baum am Millerntor (beim Eingang zu den Wallanlagen)
Es sprechen:
– Dr. Leyla Ferman, Vorstand von Women for Justice e.V.
– Najlaa Matto, Überlebende und Menschenrechsaktivistin
– Dr. Oliver von Wrochem, Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen
– Gülcan Şengal, Êzîdin aus Hamburg
– Susanne Kondoch-Klockow, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees
Gesang:
– Cemile Dinçer
interkulturelle werkstatt e.V., Women for Justice e.V. und Landeszentrale für politische Bildung Hamburg
Im Anschluss findet die Vernissage der Fotoausstellung von Miriam Stanke Sinjar My Soul To You I Belong in der Millerntorwache statt.
Beide Veranstaltungen bilden den Auftakt der Veranstaltungsreihe „Zehn Jahre nach dem Genozid an den Êzîdinnen und Êzîden. Erinnern-Aufarbeiten-Konsequenzen“ die von August bis Dezember 2024 von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, der Interkulturellen Werkstatt e.V. und Women for Justice e.V. gemeinsam organisiert und durchgeführt wird.
Zehn Jahre nach dem Genozid an den Êzîdinnen und Êzîden – Jahrestag des Massakers in Kocho am 15. August 2014
Eine zerbrochene Armbanduhr liegt auf den Treppen eines Hauses in Kocho.
Im August 2014 wurde das Dorf mehrere Tage belagert, anschließend folgte die gezielte Tötung von 600 Menschen, fast aller männlichen Bewohner sowie älterer Frauen, Die jüngeren Frauen wurden verschleppt und als Sklavinnen verkauft.
Heute dient das Dorf als Mahnmal. Bis heute wurden sechs Massengräber gefunden.
Musikalisches Gedenken mit Tayfun Guttstadt (Ney)
Im Rahmen der Ausstellung Sinjar, My Soul, To You I Belong
mit Fotos von Miriam Stanke
Zu Gast in der Millerntorwache am Donnerstag 15. 8. um 18.00 Uhr, Millerntorplatz 20, 20359 Hamburg